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„ Wir wollen direkt spenden“

Kita Badeborn Die German Rednecks haben vier Tage auf dem Flugplatz Ballenstedt gefeiert. Jetzt dürfen sich die „Hasselborner Zwerge“ über mehr als 4.000 Euro freuen.

Von Rita Kunze

- Kein großer symbolischer Scheck, kein großes Aufheben. Anthony Abrantes und Michael Jungmann von den German Rednecks bringen am Montagmittag ihre Spende in einer unscheinbaren Plastikdose zu den „Hasselborner Zwergen“. Der Inhalt: mehr als 3.700 Euro, gesammelt auf dem von ihnen veranstalteten Treffen, das am Wochenende rund 1.800 Besucher auf den Flugplatz Ballenstedt gelockt hat. Hinzu kämen noch einmal mehr als 1.000 Euro, die dort bei einer Versteigerung erzielt wurden.

Unkompliziert helfen, klar und direkt – so wollen sie das handhaben, sagt Jungmann. „Geben und Nehmen wird bei uns ganz groß geschrieben.“ Wenn sie schon ein Wochenende lang an einem Ort „Krach machen“, dann wollten sie dem Ort auch was zurückgeben. „Wir wollen direkt spenden. Nicht an die Stadt, sondern an eine konkrete Einrichtung.“

Sand und Sonnensegel

Die Wahl fiel auf die Kindereinrichtung in Badeborn. Die soll nicht nur Geld, sondern auch Sachspenden bekommen, sagt Jungmann: Umbauarbeiten am und Sand für den Sandkasten, die Spielplatzprüfung für zwei Jahre, Getränke für die Kinder.

Einrichtungsleiterin Nadine Hiesener freut sich riesig über diese Unterstützung. Das Geld soll unter anderem für das dringend notwendige Sonnensegel verwendet werden. Der bisherige Schattenspender, ein großer Nussbaum, drohte umzustürzen und musste gefällt werden. Zwar werden Sonnenschirme aufgestellt, aber das reiche nicht aus.

Im Vorfeld müsse klar sein, wofür Geld gesammelt wird, sagt Michael Jungmann: „Dass bekannt ist, was genau gemacht wird, ist ausschlaggebend dafür, dass so viel gespendet wird.“ Dafür wurde auch eine Versteigerung veranstaltet, zu den Preisen gehörten unter anderem 20 Wochenend-Tickets, bereitgestellt von der Motorsportarena Oschersleben.

Abrantes und Jungmann kennen die Bedenken und Vorurteile, mit denen ihre Gemeinschaft immer wieder konfrontiert wird. Deren Mitglieder – wie Jungmann von der „Kultschmiede“ vor allem autoaffine Menschen aus ganz Deutschland – sind gerne mit Pick-ups unterwegs, fahren zum Spaß über schlammiges Gelände und feiern Partys unter freiem Himmel. Man grüßt sich mit erhobenem Mittelfinger.

„Wir sind Landwirte, Bauarbeiter, Mechaniker, wir sind alles, jeder kann etwas, und wir helfen uns“, sagt Abrantes in einem Youtube-Video, mit dem er die von ihm im Jahr 2019 initiierte Community präsentiert. Das Label stehe für Zusammenhalt, Freundschaft und Loyalität. „Ein ganzes Netzwerk baut auf das Miteinander. Keiner hält die Hand auf“, sagt er in der Badeborner Kita.

Das Treffen auf dem Ballenstedter Flugplatz soll der Auftakt für regelmäßige Zusammenkünfte der Community sein, die sich nach dem Chaos der „100 Challenge“ vor wenigen Wochen in Ballenstedt – mit 21 Feuerwehreinsätzen, brennenden Mopeds und Autos – auch Bedenken gegenübersah. Es habe in der Tat zuvor einige Diskussionen gegeben, bestätigt Bürgermeister Michael Knoppik (CDU) auf eine Nachfrage der MZ. Er habe jedoch darum gebeten, die Sache objektiv zu betrachten: „Blendet aus, was passiert ist.“

Allerdings würden in der Stadt Vorschriften und Maßstäbe gelten, die „über Jahre hinweg“ erarbeitet und an Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst worden seien. Aber „wir können nicht sagen, dass wir höhere Anforderungen gestellt haben“, betont er.

Alles sei in direkter Abstimmung mit dem Ordnungsamt erfolgt, es habe auch einen Termin beim Landkreis gegeben, um zu klären, „wie wir damit umgehen“, sagt Knoppik. „Hohe Anforderungen ja, aber die stellen wir immer, denn es ist schlussendlich so, dass der Flugplatz als Veranstaltungsstätte einen Ruf zu verlieren hat. Damit hat der Veranstalter klare Eckbedingen zu erfüllen.“

Zudem würden bei einer Veranstaltung mit 500 Teilnehmern andere Maßstäbe gelten als bei einer mit 2.000 oder mit 20.000. „Die Auflagen sind abgestimmt.“ Im gesamten Vorfeld sei jedoch kein böses Wort gefallen, man sei „im aktiven Gespräch“ gewesen, betont Michael Knoppik. „Uns war schon bewusst, dass der Veranstalter erhebliche Probleme bekommt, wenn wir keine Verfügung erteilen. Wir haben uns mit den Konsequenzen befasst.“

Termin fürs nächste Jahr

Es habe funktioniert. Er habe keine Beschwerden oder Probleme vernommen, sagt er. Das bestätigt auch Uwe Gröschler, Geschäftsführer der Flugplatz GmbH: Alles sei friedlich abgelaufen, Sicherheitsdienst und Feuerwehr hätten sich lobend ausgesprochen, es gab keine Beschwerden. Man sei auf der Suche nach einem Termin fürs nächste Jahr.

„Wir bedanken uns für die Unterstützung durch den Flugplatz Ballenstedt“, sagt Michael Jungmann. „Für uns war wichtig, der Stadt zu zeigen, dass wir mit keiner anderen Veranstaltung vergleichbar sind“, betont er. Das sei nicht zuletzt auch der 60-köpfigen Crew zu verdanken, die bei der Durchführung der Veranstaltung geholfen hat.