Instrument mit Antenne
MUSIK Das Theremin erzeugt elektronische Klänge – und das ganz ohne Berührung.



Von Hannah L. Burmeister
A nnika sitzt vor ihrem Instrument mit den zwei Antennen. Ihre Hände schweben darüber. Es ertönt eine Melodie. Theremin klingt nicht nur anders, als alles, was man kennt. Es wird auch völlig anders gespielt. Töne entstehen, ohne dass man das Instrument berührt.
Nicht einmal ein Jahr spielt Annika Theremin. Durch einen Zufall hat sie das Instrument entdeckt. „Ich habe schon Cello gespielt, seit ich sieben bin. Und dann ein paar Jahre später habe ich im Radio so eine Sendung gehört über das Theremin“, erzählt sie. Im vergangenen Jahr sollte dann jeder bei einem Projekt in Annikas Schule etwas völlig Neues lernen. Da ist ihr die Sendung wieder eingefallen. Jeden Tag übt Annika zwei Stunden. „Am Anfang ist es mir sehr schwergefallen, die richtigen Töne zu finden. Das ist jetzt immer noch die Herausforderung, aber es geht schon viel besser“, sagt Annika.
Ruhige Hände
Carolina Eyck ist Annikas Theremin-Lehrerin. Sie erklärt, dass die zwei Antennen des Theremins elektromagnetische Felder aussenden. Diese beeinflusst die Spielerin mit dem Körper. Nähert sich die rechte Hand der Stabantenne, wird der Ton höher. Geht sie weg, kommen tiefere Töne. Mit der linken Hand steuert man, lauter und leiser zu spielen und formt auch die Melodie. Carolina Eyck selbst hat schon mit sieben Jahren ihr erstes Theremin bekommen. Das stand plötzlich im Wohnzimmer, erinnert sie sich. „Da meine Eltern sich sowieso mit elektronischer Musik beschäftigt haben und auch eine Band hatten, war das irgendwie naheliegend, ein elektronisches Instrument auszuprobieren“, erklärt die Musikerin. Sie erzählt, dass sie eher ein ruhiges, schüchternes Kind war. Deshalb habe das Instrument auch zu ihr gepasst. Wer beim Theremin bestimmte Töne spielen will, muss sehr ruhige Hände haben.
Carolina Eyck weiß auch, warum das Instrument wenig bekannt ist. Weil es lange keine Spieltechnik gab und weil es schwer zu spielen sei, erklärt sie. Das ist auch der Grund, warum wenige Musiker Theremin professionell spielen können und damit öffentlich auftreten.
Unterricht geht auch online
Theremin-Schülerin Annika wohnt in Österreich. Ihre Lehrerin hingegen lebt und unterrichtet in Berlin. Mit dem Instrument zu reisen, kann jedoch recht umständlich sein. Carolina Eyck erklärt die Gründe: „Die Herausforderung ist, dass man immer noch Equipment, also weitere Ausstattung, dazu braucht. Man braucht einen Lautsprecher. Und ich benutze auch eine Stehhilfe, dass ich sitzen kann beim Spielen.“ Da muss man ziemlich viel transportieren. Zum Glück kann Annikas Unterricht vor allem online über den Computer stattfinden. Schon dreimal ist sie für Unterrichtsstunden extra nach Berlin gereist.
Annika will auf jeden Fall dran bleiben und nach der Schule am liebsten Theremin studieren, wenn es ginge. Bisher gibt es so ein Studium nicht. Aber für ihre Lehrerin Carolina Eyck ist das für die Zukunft ein Ziel. Vielleicht erfüllt sich ja für beide der Wunsch.