Im Überlebensmodus
Ein Jahr nach Ausbruch der Vogelgrippe hat sich der Bestand im Tierpark Bad Kösen erholt. Doch die finanzielle Lage bleibt angespannt. Sorgen bereiten die gestiegenen Kosten.
Von Constanze Matthes
Bad Kösen. Bei Kälte hilft Körperwärme. Während ein Nasenbär seine kleine Holzbaude verlässt und die steile Treppe geschickt hinabklettert, erscheinen drei weitere, die ihren Kopf mit der langen Schnauze durch die Öffnung schieben. Obwohl in Mittel- und Südamerika beheimatet, kommen sie dank ihres Fells gut mit den niedrigen Temperaturen aus. Nur wenige Meter weiter hocken indes kleine Vorwerkhühner unter der Rotlichtlampe. Der Winter macht auch vor dem Tierpark Bad Kösen nicht Halt. Besondere Maßnahmen werden deshalb ergriffen. „In den Vogelvolieren haben wir Heizung und Rotlichtlampen an“, erzählt Tierpark-Chef Marno Scherling. „Zudem lassen wir das Wasser am Ententeich 24 Stunden am Tag laufen, damit der Teich nicht zufriert.“ Dort herrscht ein gutes Jahr nach der Vogelgrippe, bei der Geflügel in hoher Zahl getötet werden musste, mittlerweile wieder reges Leben. Zwischen Rostgänsen und Bahamasenten tummeln sich Haubenenten, die vom Heimatverein Bad Kösen gespendet worden sind. Zwei stattliche Kampfgänse schauen dem Gewimmel vom Beckenrand zu.
Rund 1.200 Bewohner
Ein Anblick, der bei den beiden Tierpfleger-Azubis Josephine Todt und Alexander Schnellert für positive Stimmung und ein Lächeln sorgt. „Es ist schon ein schönes Gefühl“, sagt der 20-Jährige aus Großkorbetha. Beide haben ihre Ausbildung 2020 begonnen, beide haben ein besonderes Verhältnis zu Tieren, das sie dazu bewogen hat, den Beruf eines Tierpflegers zu ergreifen. Nahezu jeder der aktuell mehr als 1.200 Bewohner von mehr als 50 Arten ist ihnen vertraut. Ob Stachelschwein-Dame Wonda, die aus dem Züricher Zoo kam, Liese und Lotte, die beiden zutraulichen Bentheimer Schweine, eine vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse, die im vergangenen Herbst aufgenommen worden sind, oder die beiden aus dem ehemaligen Tierpark Meißen stammenden Schnee-Eulen Hedwig und Hermine, die wohl wie keine andere Art symbolisch für den Winter steht.
Während sich der Tierbestand durch Spenden oder auch Unterstützung anderer Tierparks und Zoos mittlerweile gut erholt hat, trifft dies nicht für die finanzielle Situation des Tierparks zu, der von einem Verein getragen wird. „Katastrophe“, sagt denn auch Scherling. Und nicht nur wegen der fehlenden Einnahmen des vergangenen Jahres aufgrund der gut zweimonatigen Schließung durch die Vogelgrippe und schmelzender Reserven. Denn gestiegen sind hingegen die Preise sowohl für Energie als auch für Futter wie Heu und Körner. Und das brauchen die Tiere derzeit deutlich mehr. Zudem liegen die Besucherzahlen des Januars erheblich unter den Erwartungen. „Wir erhalten zwar mehr Spenden, aber sie deckeln nicht die Kosten“, erklärt Scherling. Jährlich benötigt der Tierpark allein für die Unterhaltung 290.000 Euro. Die Stadt Naumburg unterstützt mit einem jährlichen Zuschuss in Höhe von 75.000 Euro. Auch der Verkauf von Tieren wie Meerschweinchen und Wellensittichen spült etwas Geld in die Kasse.
Fritz mit der Spardose
Fast hätte der Tierparkchef im Februar vergangenen Jahres hingeworfen. Doch dann kam Fritz – ein Junge mit seiner Spardose, in denen sich ein paar „Mäuse“, etwas mehr als fünf Euro, befanden. „Was sollte ich ihm denn sagen“, so Scherling, der den Hut seit nunmehr 17 Jahren aufhat und noch hofft: „Ich will die 50.000-Besuchermarke knacken.“ Das Jahr ist indes nicht ganz so gut angelaufen. Die Menschen behalten ihr Geld bei sich. Doch auch der Tierpark erhöht die Preise. „Das müssen wir einfach“, betont Scherling. Auch soll das Team in der Nebensaison ab Herbst wieder kleiner werden. Aktuell sind elf Männer und Frauen, vier feste Tierpfleger, zwei Auszubildende und FSJler, Gärtner und Hausmeister sowie Aushilfen, beschäftigt.
Vom Saale-Hochwasser blieb der Tierpark verschont. In Zeiten der Katastrophen ein gutes Omen, das sich allerdings noch in anderer Weise zeigt. In zahlreichen Gehegen kündigt sich Nachwuchs an. So bei den Ziegen und Minischweinen. Eine Emu-Henne hat sieben Eier gelegt, um die sich ausschließlich der Herr kümmert. Und wenn alles gut klappt, bekommt Kleinfleckkatze Eva mit Hilfe des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms bald einen männlichen Mitbewohner.