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Hilferuf nach Magdeburg

Freiwillige Feuerwehr Köthen sucht bei Innenministerin Tamara Zieschang um Unterstützung beim Bau eines neuen Gerätehauses. Die Politikerin sieht sich vor Ort um.

Von Karl Ebert

Wann bekommt die Freiwillige Feuerwehr Köthen ihr neues Gerätehaus? Diese Frage konnte auch am Montagabend beim Besuch von Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) in Köthen niemand beantworten. „Es hakt bei den Planungsunterlagen“, erklärte Bürgermeisterin Christina Buchheim (Die Linke). Und so lange die nicht in Magdeburg vorliegen, kann dort beispielsweise keine Förderung für die Stellplätze der Fahrzeuge – das Land fördert hier mit 175.000 Euro pro Stellplatz – auf den Weg gebracht werden. Für den Doppelhaushalt 2025/26 könnte das auch schon zu spät sein, wie die Ministerin durchblicken ließ. Sie empfahl der Stadt daher, den gleichen Antrag für 2027 erneut zu stellen. Was im Umkehrschluss nichts anderes heißt: Vor 2030 oder 2031 gibt es kein neues Gerätehaus.

Bei einem Rundgang durch das teilweise 150 Jahre alte Depot wiesen Ortswehrleiter Yves Kluge und Stadtwehrleiter Heiko Schmidt auf nahezu alle Unzulänglichkeiten hin, die das Gebäude aufweist. In den Umkleiden ist die Trennung von schwarz und weiß – also Einsatz- und Privatkleidung – nicht gegeben, in den Sanitärräumen fehlen Duschen, die Technikräume sind mit Ausrüstungsmaterial überfüllt, die Ausfahrttore für die Einsatzfahrzeuge entsprechen nicht mehr den heute geltenden Standards. Nur mit fahrerischem Geschick oder dem Einklappen der Seitenspiegel sind Ein- und Ausfahrten möglich. Auch an Kapazitäten für Schulungen, gemeinsame Treffen der Kameraden der verschiedenen Ortswehren, die Köthen hat, sowie an Plätzen für die Jugendfeuerwehr, „die mit 20 Mädchen und Jungen aber bestens aufgestellt ist“, wie Ministerin Zieschang fand, fehlt es im Komplex in der Bärteichpromenade. Ganz zu schweigen von Möglichkeiten zur Einsatzübung. „Zum Glück können wir mit Zustimmung des Agrarunternehmens Wimex noch Teile auf dem alten Flugplatz nutzen“, erklärt Yves Kluge.

„Unsere Arbeitsbedingungen sind unzumutbar. Angesichts von mehr als 340 Einsätzen im Jahr, was bedeutet, dass die Kameraden nahezu täglich in der Feuerwache sind, ist das alles nicht mehr zeitgemäß“, sagt Kluge. Und schickt nach: „Das Einzige, mit dem wir den Nachwuchs anlocken können, ist unsere Technik, die befindet sich durch die großartige Unterstützung der Stadt auf dem modernsten Stand.“

Seit mittlerweile zehn Jahren laufen die Planungen für ein neues Feuerwehrgerätehaus. Das Grundstück im Holländer Weg ist längst erworben, doch dann kam das gesamte Projekt ins Stottern. Der Abriss und Neubau der mit Naphthalin belasteten Grundschule „Wolfgang Ratke“ erhielt den Vorrang. Die Feuerwehrleute zeigten sich einsichtig. Doch weil sie das Gefühl haben, dass ihre Stimmen nach einem weiteren Jahr des Wartens wieder nicht mehr gehört werden, sandten sie einen Hilferuf in Richtung Innenministerium.