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Wildschäden eingegrenzt

Die Jagdgenossenschaft Bad Kösen war lange ohne Leitung. Vor vier Jahren hat sie der Kleinheringer Tim Sonnekalb übernommen. Was hat sich inzwischen getan?

Nachdem die Jagdgenossenschaft Bad Kösen jahrelang wegen fehlender Führung handlungsunfähig war, hat der Kleinheringer Tim Sonnekalb vor vier Jahren die Leitung übernommen. Über aktuelle Themen sprach

Holger Behrens

mit ihm.


Was wurde denn intern geändert?
Tim Sonnekalb: Eingeführt wurde eine neue Software zur Verwaltung des Reviers und der Finanzen, um alles zu vereinfachen. Bei der jährlichen Pachtauszahlung muss nun nicht mehr jeder den Überweisungsschein per Hand ausfüllen, sondern es geht alles ganz einfach per Knopfdruck. Außerdem gab es in der Vergangenheit oft Streitigkeiten über die Reviergrenze. Nun ist es möglich, per Handy-App und GPS-Ortung die genaue Grenze vor Ort festzustellen, um damit Konflikte zu verhindern.


Wer kann Mitglied in der Genossenschaft werden?
Mitglied ist jeder, der ein Stück Wiese, Wald oder Acker – bejagbare Fläche – in der Gemarkung Bad Kösen oder Kleinheringen besitzt. Viele wissen es nicht, und so kommen von den insgesamt über 400 Grundstücksbesitzern jedes Jahr nur rund 20 Personen zu ihrer turnusmäßigen Sitzung. So hatten sich kürzlich die Jagdgenossen der Jagdgenossenschaft Bad Kösen in Kleinheringen getroffen, um ganz öffentlich, wie es sich gehört, die aktuellen Themen zu erörtern.


Was war der wichtigste Punkt hierbei?
Beschlossen wurde die Neuverpachtung des Jagdreviers. Zugleich habe ich in der Funktion als Vorsitzender die Mitglieder über den neuen Sachstand im Revier informiert. Ein wichtiger Punkt war uns die Verpachtung an die einheimischen Jäger aus Bad Kösen. Würden wir Pächter aus dem gesamten Bundesgebiet zulassen, wären die mit einer langen Anreise bei Problemen nicht vor Ort. Wenn sich Anwohner bei uns melden, dass sich ein Reh im Stadtgebiet verirrt hat oder bei Wildunfällen, sind wir sofort vor Ort. Gebildet hat sich hierbei eine Jagdgesellschaft aus sechs Pächtern – bisher waren es zwei –, die sich um die Jagd und Hege der knapp 1.200 Hektar kümmern. Das sind Stephan Breitfeld, Tobias Michalik, Daniel Nachtweide, Lutz Ritter, Dietmar Wilczak und ich.


Sicherlich muss auch der Pflege des Reviers viel Aufmerksamkeit geschenkt werden?
Ein ganz klares Ja, denn neben der Jagd ist auch die Hege des Reviers mindestens genauso wichtig. Dazu gehören die Revierpflege durch Neuanpflanzungen, das Anlegen von Salzlecken, Notzeitfütterung im Winter, das Aufstellen von Entenbrutröhren, und vieles anderes mehr. Neu im Revier haben wir eine Betonrohrfalle für Füchse und Waschbären. Der Neupreis lag bei 1.200 Euro, und die Falle wurde vom Land Sachsen-Anhalt über die Jägerschaft gefördert. Waschbären bedienen sich oft an Vogeleiern, oder Füchse erbeuten Vögel während der Brut im Frühjahr. Mit der intensiven Raubwildbejagung können wir damit die Vogelpopulation steigern. So wurden auch Entenbrutröhren an der Saale aufgestellt, um ein Gleichgewicht herzustellen.


Ist damit bezüglich der Jagd alles abgedeckt?
Nein, denn außerdem gibt es im Bad Kösener Gebiet noch drei Eigenjagdbezirke, das sind die Flächen, die der Stiftung Schulpforta und dem Landesforst Sachsen-Anhalt gehören. Da ist die Absprache zwischen den Revieren ebenfalls ein wichtiger Punkt, denn das Wild macht natürlich nicht an einer Grenze Halt.


Gibt es auch Wildschäden?
Ja, was nicht zu verhindern ist. Bei unserer Zusammenkunft im Hotel Sonnekalb haben wir außerdem über einen Wildschaden, der oberhalb des Kalkwerkes entstanden ist, beraten und uns ausgetauscht. Hier haben kürzlich Wildschweine die Acker- und Wiesenflächen umgegraben, um an Nahrung zu kommen. In Absprache mit dem Agrarbetrieb Hassenhausen wurde eine einvernehmliche Lösung gefunden. Gegengesteuert wurde hier bereits mit einer intensiveren Bejagung durch mehrere Drückjagden. Die Wildschweine leben in den Gräben des Kalkwerks. Sichtungen schätzen die Größe der Rotte auf circa 20 Stück, so dass aufgrund der Größe der Schaden eingegrenzt, aber nicht vollständig verhindert werden konnte.